Grupo Oito
In CARNE (Fleisch) stehen Körper und Begegnung im Zentrum – als Orte von Widerstand, Heilung und Veränderung. Ausgehend von der brasilianischen Kunstbewegung der Anthropophagie erforscht die Performance Schwarze Perspektiven und körperliches Wissen jenseits westlicher Rationalität. Zeitgenössischer Tanz trifft auf afrodiasporisches Erfahrungswissen, auf rhythmische Poetik und körperliche Sprache.
Getragen wird die Arbeit von Ricardo de Paulas Methode Get Physical Process: ein intensiver, erdverbundener Zugang zur Bewegung – physisch, politisch, transformierend. Der Körper wird hier Projektionsfläche, Schlachtfeld, Ritualort – immer aber auch ein Akt des Begehrens und der Befreiung. Grupo Oito arbeitet seit 18 Jahren in Berlin an der Schnittstelle von Körper, Gesellschaft und Erinnerung.
Olivia Hyunsin Kim/ddanddarakim
In Company – Neighbors: Bei Vollmond tanzten koreanische Frauen Ganggangsullae – einst ein Erntetanz, später ein subversives Ritual weiblicher Verbundenheit und Widerständigkeit. In der partizipativen Performance In Company – Neighbors laden Ji Sun Hagen, Jung Sun Kim, Olivia Hyunsin Kim und SHIN Hyo Jin das Publikum ein, gemeinsam eine eigene Version dieses Tanzes zu gestalten – als Feier des Miteinanders, mit Bewegung, Stimme, Essen und Fürsorge. Olivia Hyunsin Kim arbeitet international als Choreografin, Regisseurin und Kuratorin. Unter dem Label ddanddarakim entstehen queer-feministische, postkoloniale Arbeiten in wechselnden künstlerischen Konstellationen. Ji Sun Hagen ist Tänzerin, Performerin und Tanztherapeutin. Jung Sun Kim arbeitet zwischen Südkorea und Deutschland als Choreografin und Mentorin. Ihr Fokus liegt auf kollektiver Körperintelligenz zwischen Heilung und Performance. SHIN Hyo Jin ist Musikerin, Performerin und Gründerin von Tangram Projects. Sie ist Teil des trans-traditionellen Ensemble ~su und des Daily Rhythms Collective.
Saba Alizadeh & Liew Niyomkarn
Aus dem Geist des tiefen Hörens und der Poesie des Klangs formen Saba Alizadeh (Kamancheh) und Liew Niyomkarn (Lap Steel) schwebende Klanglandschaften – zwischen Erinnerung und Erfindung, Trance und Spannung. Ihre Musik entsteht aus Improvisation, kreist um Wiederholung als Ritual und eröffnet eine elektroakustische Topografie, in der sich Zeit dehnt und Klang zur Skulptur wird. Saba Alizadeh ist Komponist, Kamancheh-Spieler und visueller Künstler. Seine Arbeit verbindet klassische persische Musik mit elektronischem Experiment und klanglicher Erzählung.
Liew Niyomkarn, Komponistin und Klangkünstlerin mit Sitz in Brüssel, erforscht Textur, Zeit und Resonanz zwischen Lap Steel, Zither und algorithmischen Klängen.
LINE-UP 2025
LINE-UP 2025
LINE-UP 2025
moriaariava, Michiyasu Furutani & Sinclair Brazier
In Fluent Formation: Diese Performance entfaltet ein rituelles Klang- und Bewegungsgeschehen, das der unsichtbaren Hand der Inspiration nachspürt – flüchtig, kollektiv, tief verwoben. Initiiert von Moriaariava in Zusammenarbeit mit Michiyasu Furutani und Sinclair Brazier, entsteht ein Raum für Resonanz, Hingabe und Wandel. Moriaariava ist das Projekt der interdisziplinären Künstlerin Maria Cukor, die sich dem Aufspüren verlorener Verbindungen zwischen Natur und menschlichem Herzen widmet. Ihre Arbeiten kreisen um Klavierkompositionen, lyrisch-minimalistische Gesänge, improvisierte Klangräume und Traumbilder der Zeitlosigkeit. Michiyasu Furutani, in Osaka geboren, verbindet Butoh, Improvisation und zeitgenössischen Tanz zu einem forschenden Körpervokabular. In seinen Performances entstehen Räume, in denen Schwerkraft, Stille und Bewegung zu empathischen Kräften werden – zwischen Fremdheit und Berührung.
Hang Su, Silvan Hagenbrock, Su Dance110
Procession of Slings (Audiowalk und Performance) folgt den Lebenslinien zweier Figuren, deren Erfahrungen zwischen Intimität und Weltgeschichte oszillieren: Kolonialismus, Migration, sexualisierte Gewalt, Rassismus, Homosexualität und HIV verweben sich zu einem vielschichtigen Klangbild. Hang Sus persönliche Geschichte – aufgewachsen in der chinesischen Hafenstadt Yāntái, geprägt von kolonialer Besetzung und innerer Zerrissenheit – trifft auf die historische Spurensuche Silvan Hagenbrocks zu Karl Fischer, einem Mitbegründer der Wandervogelbewegung und Kolonialbeamten in China, dessen Biografie zwischen Aufbruch und Abgründen changiert. Die Natur wird zur Bühne für Archive, Stimmen und Körper. Erinnerungen und verdrängte Narrative tauchen auf, überlagern sich, widerstehen dem Vergessen. Procession of Slings ist ein poetischer Marsch durch Landschaft, Geschichte und Identität – fragend, fordernd, offen.
Yuko Kaseki & Tot Onyx
Anarcho Noise Butoh: Seit ihrer ersten Zusammenarbeit im Rahmen des Musikfonds-Stipendiums 2021 verbinden Yuko Kaseki und Tot Onyx Butoh, Noise und Performance zu einem körperlich aufgeladenen Widerhall marginalisierter Perspektiven. Nach gemeinsamen Arbeiten wie Das Beuys (Theater Thikwa) und TodAncestor (über Frequenz und Spiritualität) widmen sie sich in ihrem aktuellen Projekt Anarcho Noise Butoh dem politischen Potenzial von Klang und Bewegung – aus der Perspektive von Women of Colour. Yuko Kaseki ist Choreografin, Butoh-Tänzerin und Performerin mit weltweiter Bühnenerfahrung. Ihre Arbeit kreist um poetische Körperbilder und das Sichtbarmachen des Ausgegrenzten. Tot Onyx (ehemals group A) entwickelt Live-Performances zwischen Noise, Körper, selbstgebauten Instrumenten und ritualisierter Präsenz.
Margaux Gazur
Die französisch-vietnamesische Klangkünstlerin und Komponistin Margaux Gazur arbeitet mit Instrumenten, Alltagsobjekten und Field Recordings, um vielschichtige Klangräume zu schaffen – intim, roh und resonant. Ausgebildet am klassischen Klavier, begann sie früh, mit unkonventionellen Klangquellen zu experimentieren: Alltagsgeräusche, Erinnerungsfragmente und Umgebungsaufnahmen fließen in ihre Kompositionen ein. Field Recordings aus ihrem Alltag in Hanoi, die Klangwelt vietnamesischer Kampfkunst, traditionelle Instrumente und die Geräusche von Festen bilden die Basis für persönliche, emotionale Klanglandschaften. In ihrer aktuellen Arbeit erkundet sie akustische Instrumente jenseits musiktheoretischer Regeln – als resonierende Körper im Dienst einer klanglichen Erfahrung.
DJ Dustin
DJ Dustin ist ein Geschichtenerzähler hinter den Decks. Seine Sets sind introspektiv und emotional – eine Einladung in weite, mutige Klanglandschaften elektronischer Musik. Verwurzelung und Verbindung stehen im Zentrum seiner Praxis. Der Dancefloor wird zum gemeinsamen Resonanzraum, in dem Intimität und Kollektiv spürbar werden. Mit feinem Gespür für Stimmungen schafft Dustin musikalische Übergänge, die berühren – leise, tief und transformierend. Ein Kurator im Spannungsfeld zwischen Innerlichkeit und Ekstase.
Ribo Choir
Der RIBO CHOR ist ein loser Zusammenschluss stimmfreudiger Menschen, die sich donnerstags im Berliner Wedding versammeln – angeleitet von Doreen Kutzke (aka Kutzkelina), Sängerin und Jodlerin zwischen Berg und Bar. Der Chor tritt an ungewöhnlichen Orten auf – in Bars, Buchhandlungen, Hinterzimmern –, wo Klang auf Alltag trifft. Das Repertoire ist so vielfältig wie seine Mitglieder: vom Jodler bis zum Pop-Lamento, von still bis schräg. Für Howl bringt der RIBO CHOR ein klangvolles Echo des Klagelieds: Lamentos aus verschiedenen Genres– rau, verletzlich, verbunden.
Roberta Busechian
Biosonologische Frequenzperformance: Diese Soundperformance erzeugt einen strukturierten Frequenzstrom, der gezielt das Nervensystem und kognitive Prozesse stimuliert. Im Zentrum steht kein musikalischer Ausdruck, sondern eine biosonologische Klangmatrix: Schwingungen im Theta-Bereich (4–8 Hz), die mit innerer Konzentration, Neuroplastizität und unbewusster Verarbeitung verbunden sind. Roberta Busechian arbeitet mit dem Vortex Based Synth, einer speziell entwickelten Software zur biosonologischen Anwendung – live und körpernah. Der Klang wirkt auf somatische wie kortikale Systeme und eröffnet einen Raum für Selbstregulation, kreative Ressourcen und innere Neuordnung.
Eric Pawlitzky & Norman Behrendt
Kyiv–Berlin Metro Construction: Ein Notausgang in Berlin. Eine unterirdische Verbindung nach Kyiv. Was klingt wie eine absurde Fiktion, ist in Wahrheit eine künstlerische Vision: eine imaginäre Metrolinie, gegraben in Gedanken, errichtet aus Hoffnung – solidarisch, poetisch, utopisch. In einer Zeit, in der reale Infrastrukturen zerfallen und Fluchtwege blockiert sind, entwerfen Norman Behrendt und Eric Pawlitzky eine alternative Route –zwischen Schutzraum und
Vorstellungsraum. Die Skulptur im Stadtraum verweist auf ein imaginäres Netzwerk unterhalb nationaler Grenzen – als Symbol für Zusammenhalt, Verletzlichkeit und die Möglichkeit, anders zu denken. Sie ist kein Eingang zur Utopie. Vielleicht ist sie ihr Notausgang. Vielleicht ist sie Zuflucht. Oder doch nur eine Frage im Raum: Übergang oder Sackgasse?
Silke Eva Kästner
In das Gitter eines rostigen Hochsicherheitszauns werden Stoffstreifen eingeflochten – gewonnen aus abgelegter Kleidung, durchzogen von Zeit, Erinnerung, Alltag. Der Zaun stammt aus der Vergangenheit des Künstlerhofs als Nerven- heilanstalt mit forensischer Abteilung – ein Ort der Einschließung, Kontrolle, Isolation. Die KHF-Künstlerin Silke Eva Kästner stellt das Material bereit und lädt dazu ein, diesen Ort neu zu besetzen: mit Spuren, Farben, Gesten. Die Installation wächst mit jeder Beteiligung – als kollektives Bild, das sich dem Abschluss entzieht.Ein leiser, performativer Akt des Verwebens: zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Ausschluss und Teilhabe.